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1. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 154

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
154 Feuer näherte sich mehr und mehr dem verhängnißvollen Orte der Pulver- kammer. Der Kapitän hatte eine kurze Berathung mit seinen Offizieren gehalten; diese traten aus einander, und der Befehlshaber sprach mit lauter Stimme: „Dänische Männer! Wir weichen dem Geschick! Das Schiss ist nicht mehr zu retten, also will ich euch retten! Wir besteigen die Boote! Haltet fest zu einander und seid ruhig und besonnen!" Die Pfeifen der Bootsmänner erklangen; aber das Pfeifen des Sturmes übertönte sie, und laut erhob sich von allen Seiten das Geschrei: „In die Boote! In die Boote! Nette sich, wer kann!" Alles stürzte nach der Seite hin, wo die bereits ausgesetzten Boote von den aufgeregten Wellen auf und nieder geschleudert wurden. Umsonst versuchten die Offiziere, ihre Anordnungen zu treffen; vergebens waren alle ihre Befehle! Kopfüber stürzten sich die Matrosen in die zunächst liegende Barkasse, und als diese überhäuft war, stieß sie von dem Schiffe ab. Ein Knall! Neues Entsetzen! Die furchtbare Glut hat die Steuerbords- Kanonen des Vorderkastells erglühen gemacht; sie entladen sich selbst; der erste Schuß hallt weit hinaus in die Sturmesnacht; ihm folgt ein zweiter, dritter. Die Barkasse, von dem Winde hoch emporgeschleudert, fliegt weit ab vom Schiffe, die Kugeln sausen zischend durch das aufspritzende Wasser, sie schlagen in die Seitenborde des Fahrzeuges, es sinkt in die Tiefe, und herzzer- schneidend mischt sich mit dem übrigen verworrenen Lärmen das Angstgeschrei der Versinkenden. Der Kapitän benutzte dieses Ereigniß, das auf die rohen Gemüther der Matrosen einen tiefen Eindruck zu machen schien; er schwingt sich auf eine Ka- none, und umsprüht von herabströmenden Funken, ruft er: „Das ist die Strafe des Ungehorsams! Der Arm Gottes züchtigt die Verräther, wenn es der Arm der Menschen nicht mehr vermag! Gehorcht, oder ihr endet, wie sie! Das Langboot vor!" Aber starr standen die Männer vor dem neuen Unheil, das jetzt über sie hereinbrach. Die Glut des Feuers strahlte über die Meeresfläche hin und vergoldete die weißschäumenden Häupter der Wellen, Der in der Tiefe schlum- mernde Hai schreckte aus dem Schlummer auf; es schien ihm, als ob es Tag geworden sei und die Morgensonne ihr rosiges Licht auf die Meerflnt werfe. Spritzend und schnaubend kamen die Ungeheuer des Meeres mit weitgeöfsneten Rachen an die Oberfläche und umkreisten das brennende Schiff, hohe Wasser- strahlen gegen den Nachthimmel aufspritzend, während die Kanonen des Back- bords sich lösten imb wie ferner Donner verhallten. Die Lust zum Leben siegte; hier war gewisser Untergang, dort eine Mög- lichkeit zur Rettung. Die Matrosen, der Weisung ihrer Offiziere lvieder ge- duldig folgend, stiegen in das Langboot hinab. Dasselbe war gefüllt und versuchte nun, sich von dem brennender: Schisse zu entfernen und ans dem drohenden Bereiche der Kanonen zu kommen, die sich noch nicht alle entladen hatten. Die Schaluppe kam au die Reihe, und die Offiziere verließen nun das Verdeck, das mit jedem Augenblick glühender ward und ein längeres Verweilen nicht mehr gestattete. Der Kapitän war der letzte. Als alle hinunter waren, setzte er den Fuß auf die schwankende Leiter;

2. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 156

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
156 ehrt den König seine Würde: ehret uns der Hände Fleiß. Holder Friede, süße Eintracht, weilet, weilet freundlich über dieser Stadt! Möge nie der Tag erscheinen, Wo rohe Kräfte sinnlos walten, da kann sich kein Gebild gestalten; wenn sich die Völker selbst befrein, da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn. Weh', wenn sich in dem Schooß der Städte der Feuerzunder still gehäuft, das Volk, zerreißend seine Kette, zur Eigenhülfe schrecklich greift! Da zerret an der Glocke Strängen der Aufruhr, daß sie heulend schallt und, nur geweiht W Friedensklängen, die Losung anstimmt zur Gewalt. Freiheit und Gleichheit! hört man schallen; der ruh’ge Bürger greift zur Wehr’. Die Straßen füllen sich, die Hallen, und Würgerbanden ziehn umher. wo des rauhen Krieges Horden dieses stille Thal durchtoben, wo der Himmel, den des Abends sanfte Böthe lieblich malt, von der Dörfer, von der Städte wildem Brande schrecklich strahlt! 2. Da werden Weiber zu Hyänen und treiben mit Entsetzen Scherz: noch zuckend, mit des Panthers Zähnen, zerreißen sie des Feindes Herz. Nichts Heiliges ist mehr, es lösen sich alle Bande frommer Scheu; der Gute räumt den Platz dem Bösen, und alle Laster walten frei. Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn; jedoch der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn. Weh' denen, die dem Ewigblinden des Lichtes Himmelsfackel leihn! Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden und äschert Städt’ und Länder ein. 223. Das Kirchenjahr. 1. Der Frühling ist der Anfang des Naturjahres. Die Sonne rückt herauf; die Winde wehen milder; Frost, Schnee und Eis weichen und brechen. Es treibt in Baum und Strauch, und nach der Stille des Winters singen wieder die Vögel des Himmels in den Lüften; die Freundlichkeit Gottes breitet sich über die Erde, und bald steht die Natur da in ihrer reichsten Herrlichkeit. Das Kirchenjahr hat auch seinen Frühling. Er hebet an mit dem Advent und geht hin bis in die Epiphanienzeit. Im Advent wird der Herr der Gemeinde verkündigt als der, welcher kommen will. Es klingen die Prophetenstimmen durch die Kirche hin wie Frühlingsgesänge: Bald wird kommen zu seinem Tem- pel der Herr, den ihr suchet, und der Engel des Bundes, des ihr begehret. Die Kirche singt: Wie soll ich dich empfangen, und wie begegn' ich dir? Endlich bricht der hohe Frühlingstag an. Es predigt der Engel: Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren. Und die himmlischen Chöre antworten: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Nach der Ankunft des Herrn auf Erden zeigen sich auch bald Wirkungen. In seliger Hoffnung stehen bei dem Kinde Joseph und Maria, Simeon und

3. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 160

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
160 227. Pfingsten. 1. Die Jünger saßen still beisammen, da kam von oben ein heiliges Wehn. da schwebten auf sie Feuerflammen aus ungemess'nen Himmelshöhn, da wurden sie vom Geist durchdrungen, da wurden sie vom Geist erhellt, da singen sie an, in allen Zungen zu reden vom Heiland aller Welt, da schloß sich zusammen zum Liebesver- eine die erste christliche Gemeine. 2. Der Geist ist ewig, sein heiliges Wehen geht fort und fort durch alle Welt, und ewig wird das Wunder geschehen, daß er als Feuer vom Himmel fällt. Er kommt, er kommt, uns zu vertreten; er ist es, der die Zungen beschwingt, er lehrt uns die Sprache der Sprachen reden, die vom Herzen kommend zum Herzen dringt; er hält vereinigt im Lebenövereine die große christliche Gemeine. 228. Das Vater Unser ist ein für allemal das beste Gebet; denn du weißt, wer's gemacht hat. Aber kein Mensch auf Gottes Erdboden kann's so nachbeten, wie der's gemeinet hat; wir stammeln es nur nach, einer noch immer armseliger, als der andere. Das schad't aber nicht, wenn wir's nur gut meinen; der liebe Gott muß so immer das Beste thun, und er weiß, wie's sein soll. Weil du's verlangst, will ich dir aufrichtig sagen, wie ich's mit dem Vaterunser mache. Ich denke aber, 's ist so nur sehr armselig gemacht, und ich möchte mich gerne eines Bessern belehren lassen. Sieh, wenn ich's beten will, so denke ich erst an meinen seligen Vater, wie der so gut war und mir so gerne geben mochte. Und dann stell' ich mir die ganze Welt als meines Vaters Haus vor; und alle Menschen in Europa, Asia, Afrika sind dann in meinen Gedanken meine Brüder und Schwestern; und Gott sitzt im Himmel auf einem goldnen Stuhl und hat seine rechte Hand übers Meer und bis ans Ende der Welt ausgestreckt, und seine linke voll Heil und Gutes, und die Bergspitzen umher rauchen, — und dann fang' ich an: Vater Unser, der du bist im Himmel, geh eiltget werde dein Name! Das versteh' ich nun schon nicht. Die Juden sollen besondre Heimlichkeiten von dem Namen Gottes gewußt haben. Das lasse ich aber gut sein und wünsche nur, daß das Andenken an Gott und eine jede Spur, daraus wir ihn erkennen können, mir und allen Menschen über alles groß und heilig sein möge. Zn uns komme dein Reich! Hierbei denk' ich an mich selbst, wie's in mir hin und her treibt, und bald dies, bald das regieret, daß das alles Herzquälen ist, und ich dabei auf keinen grünen Zweig komme. Und dann denk' ich, wie gut es für mich wäre, wenn doch Gott aller Fehd' ein Ende machen und mich selbst regieren wollte. Dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden! Hierbei stell' ich mir den Himmel mit den heiligen Engeln vor, die mit Freuden seinen Willen thun, und keine Qual rührt sie an, und sie wissen sich , vor Liebe und Seligkeit nicht zu retten und frohlocken Tag und Nacht, und dann denk' ich: Wenn es doch also auch auf Erden wäre! Unser täglich Brot gieb uns heute! Ein jeder weiß, was täglich Brot heißt, und daß man essen muß, so lange man in der Welt ist, und daß es auch gut schmeckt. Daran denk' ich dann.

4. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 163

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
163 ein großer Haufe von Heidenchristen ward gesammelt. In England entstand im Jahre 1647 eine Gesellschaft für Heidenbekehrung, die erste dieser Art. Auch Bibelübersetzungen in die Sprache der Araber, Malayen und Indianer wurden begonnen. Das achtzehnte Jahrhundert war die Zeit der Berbindung für die Mission, bis in unsere Tage herein erstreckt sich sein Wirken. Die Engländer schritten im Jahre 1701 voran mit der Gründung der Gesellschaft für Verbreitung des Evangeliums im Auslande; der edle August Hermann Francke zu Halle folgte im Jahre 1705, und die apostolischen Männer Ziegenbalg und Gründler begannen ihr Werk in Indien. Der unermüdliche Hans Egede ging von Däne- mark nach Grönland und arbeitete der V r ü d e r g e m e i n d e vor. — Diese Gemeinde wurde hierauf die gesegnetste Trägerin des Missionslebens in der Kirche. Im Jahre 1732 eilten ihre ersten Boten nach Westindien, und zehn Jahre später halte sie schon in Grönland und Nordamerika, in Südafrika, in der Tatarei, in Ceylon und Lappland das Wort Gottes verkündigt. Da entstand im Jahre 1786 die Missionsgesellschast der Methodisten, 1792 die der Baptisten, 1795 die Londoner, 1796 die niederländische und die schottische,' 1801 die kirchliche Missionsgesellschaft in England und das Missionsseminar, die Bildungsschule für Missionare zu Berlin. So rücken wir denn in unser eigenes Jahrhundert, das neunzehnte, herüber, das wir die Zeit der Missionsunternehmung und des Missionssieges nennen können. In rascher Aufeinanderfolge bildeten sich neue Missionsgesell- schaften und Missionsschulen: in Basel (im Jahre 1816), in Berlin (1824), Barmen (1828), Hamburg und Dresden (1836); dann auch in außerdeutschen Län- dern, wie Frankreich, Schweden, Norwegen. Die am Eingänge dieses Jahrhun- derts errichtete britische und ausländische Bibelgesellschaft hat den Missionsgesell- schaften von Anfang an treu und eifrig in die Hand gearbeitet. — Einzig in ihrer Art steht die Gemeinde Hermannsburg in Hannover da, die ihre ange- strengte Missionsthätigkeit auf das südliche Afrika richtet. Dieser Ueberblick zeigt zur Genüge, wie die christliche Kirche wirklich sich zu allen Zeiten als eine Missionsanstalt angesehen und aus kleinem, senfkorn- artigem Anfange ihre Zweige immer weiter ausgebreitet hat. Wer könnte alle die guten Früchte des Christenthums zählen! Die Ehre, welche von Christen Gott in der Höhe gegeben ward, schuf Frieden auf Erden, alles Irdische ward geheiligt. Unter frommem Regiment, bei einem aufs Himm- lische gerichteten Sinn blühten Künste und Wissenschaften. Die Stärke der Völker wuchs, und der Herr gab dem kleinen christlichen Europa die Herrschaft über die heidnischen Welttheile, um ihnen das Evangelium zu bringen. Jeder Mißbrauch dieser Herrschaft wird schwer gebüßt. Wenn Europa dessen vergißt, der ihm Stärke und Segen verlieh, so wird seine Kraft zusammen- brechen und der Segen weichen. 23«. Die christliche Mission. Sichtbar nahet mit Macht die Zeit, wo alle Reiche der Welt Gottes und des Heilandes werden, aller Kniee sich beugen sollen in dem Namen Jesu Christi, in welchem allein das Heil ist, und alle Zungen bekennen, daß Jesus Christ der Herr fei, zur Ehre Gottes des Vaters. 11*

5. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 164

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
164 Noch aber ist der Heiden Zahl nebst der der Jünger Mohameds und der Zerstreuten aus Israel fast dreimal so groß, als die der Christen, und welche Bollwerke des Satans sind noch zu überwältigen, bis jene herrliche Zeit erscheint! Ja, wenn noch die ganze Christenheit ein Missionsvolk wäre! Aber Unzählige, die sich Christen nennen, sind lau und kalt und feindselig dem heiligen Werk gegenüber, das Christi Ehre und das Heil der Welt fördern will. Kein wahrer Menschenfreund kann bei dieser großen Liebesarbeit unbetheiligt bleiben; wie viel weniger darf, wer sich für einen Jünger Jesu hält, ihr seine lebendige Theilnahme versagen, sich weigern, sie durch Opfer, Arbeit und Gebet zu unterstützen! Desgleichen darf ein Menschenfreund, geschweige ein wahrer Christ, der inneren Mission nicht fremd stehen. Sie hat zum Ziel, das heidnische Wesen innerhalb der Christenheit auf dem Wege evangelischer Belehrung und Vereinigung zu bekämpfen und auszurotten, und der sittlichen Verkommen- heit, der Armut, dem Elende aller Art zu steuern. Sie bildet Enthalt- samkeits-, Erziehungs-, Jünglings vereine, Vereine zur Verbreitung guter Schriften, Gefängnißgesellschaften; sie stiftet Rettnngs-, Kranken-, Armenhäuser, Asyle zur Besserung entlassener Sträflinge, Dia- konen- und Diakonissen-Anstalten, Kleinkinder-, Armen- und Sonn- tagsschulen; sie sucht die in der Zerstreuung (Diaspora) lebenden Glau- bensgenossen auf, bringt ihnen christliche Erbauung, und sammelt sie zu kirchlichen Gemeinden, während die Gustav-Adolfs-Vereine bemüht sind, ihnen Kirchen und Schulen, Prediger und Lehrer zu geben. Sowohl die innere, als die äußere Mission schließen sich enge an die Bibelgesellschaften und an di'e seit 170!) entstandenen Traktatgesellsch asten an. Alle diese christlichen Vereinigungen sind unwidersprechliche Zeugnisse, daß in der evangelischen Kirche der Geist des Herrn wieder mit Macht wehet und waltet. Und du sollst diesem Zuge des heiligen Geistes nicht widerstreben, sondern fragen: „Herr, was willst du, daß ich thun soll?" und mit willigem Herzen auf seine Antwort lauschen. Denk' nicht mit Kain: „Soll ich meines Bruders Hüter sein?" — Bist du ein Christ, bist du aus Gott geboren, so liebst du die alle, für welche der Sohn Gottes sein Blut vergossen hat, als deine Bruder und freuest dich mit dem guten Hirten über jeglichen Sünder, der Buße thut, und stimmest von Herzen ein in den Lobgesang auf die göttliche Nächstenliebe, den St. Paulus erhebt in sei- nem ersten Briefe an die Korinther am Dreizehnten. Dem denke nach! 231. Ich sende euch! Matth. 10, 16-20. 1. Ich sende euch; geht hin, ihr meine Zwölfe, erobert mir die Welt, ich sende euch wie Schafe unter Wölfe, wehrlos zieht ihr ins Feld; doch wandelt muthig eure Bahnen, ihr ziehet mit geweihten Fahnen; steht wider euch des Satans ganzes Reich: ich sende euch!

6. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 165

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
165 2. Ich sende euch; ich bin's, der Herr und Meister, der euch vom Netz berief; ich sende euch; ich bin's, der Fürst der Geister, das euer Vollmachtsbrief! Und sperrt man Thüren euch und Gaffen, so sprecht: „Wir können's doch nicht lassen, Gott will's, drum Platz, o Welt! o Hölle, fleuch!" Ich sende euch! 3. Ich sende euch; sie werden euch verdammen, gleichwie sie mir gethan; ich sende euch in Kerker, Blut und Flammen, doch geh' ich selbst voran; und schlägt die Welt euch einst mit Ruthen, dann denkt an eures Königs Bluten; ich, der am Fluchholz blutig hing und bleich, i ch sende euch! 4. Ich sende euch; sorgt nicht, was ihr sollt reden, ich geb' euch meinen Geist, der wunderbar die Zunge löst den Blöden und Thoren unterweist. Er giebt zu rechter Zeit und Stunde dem Geist ein Licht, ein Wort dem Munde; zeuch, kleine Schaar, mit meinem Segen zeuch! Ich sende euch! 232. Widersprüche. Widersprüche zwischen unserm Glauben an Gott und unserm Leben vor Gott. Du glaubst an einen Gott und zeigst keinen Gottesdienst. Du glaubst an einen Gott und hast Götzen daneben, wie Laban. Du glaubst an einen ewigen Gott und geberdest dich, als wenn er gestorben wäre. Du glaubst an einen allwissenden Gott und magst dein Gewissen nicht vor ihm sprechen lassen (Psalm 139). Du glaubst an einen all- weisen Gott, und jeden Augenblick macht er dir etwas nicht recht. Du glaubst an einen allmächtigen Gott und bist bange, daß Menschen dir etwas thun (1. Petri 3, 13). Du glaubst an einen allgegenwärtigen Gott und willst dich wie Adam vor ihm verstecken (der. 23, 23. 24). Du glaubst an einen gütigen Gott und sprichst selten: Lobe den Herrn, meine Seele (Psalm 103, 2). Du glaubst an einen heiligen Gott und ziehst die Schuhe nicht aus, wenn du zu ihm gehst (Pred. Sah 4, 17). Du glaubst an einen gerechten Gott und fürchtest seine Gerichte nicht (Psalm 50, 21). Du glaubst an einen wahrhaftigen Gott und seinen Worten traust du nicht (Hebr. 13, 5. 6). Du glaubst an einen seligen Gott und auf seinen Himmel hoffest du nicht (Offenb. 21, 24).

7. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 167

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
167 wie Joseph unter seiner Brüder Rotte. Er trägt's und schweigt; sein Trost im Herzen ist: „Ich bin ein Christ." 4. Die Mutter stirbt, o heißer Seelenschmerz! wer wird nun dich, verwaistes Lämmlein, hüten? Der Vater lockt und droht: ach, junges Herz, wer pflegt nun deines Glaubens zarte Blüten? — Ihm winkt die Sel'ge, daß er's nie vergißt: „Ich bin ein Christ." • 5. Da geht ein Mordbefehl hinaus von Rom, daß man die Christen sahe, foltre, binde; Cäsarien durchfließt ein blut'ger Strom, die Schergen nahn dem Richter mit dem Kinde. Der fragt ihn ernst: „Sprich, Knabe, wer du bist?" — „Ich bin ein Christ." 6. „Ein Thor bist du, dein Vater stieß dich aus, und nun, so jung, willst du so schrecklich sterben?" — „O Herr, im Himmel ist mein Vaterhaus, da droben darf ich bess're Güter erben; nur zu, ihr Henker, handelt, wie ihr müßt: ich bin ein Christ." 7. Der Strick wird um sein zartes Fleisch geschnürt; vielleicht der Nichtplatz wird den Waghals schrecken! Zum hohen Holzstoß wird er hingeführt, wo gierig schon die Flämmlein nach ihm lecken, doch freudig spricht er unterm Mordgerüst: „Ich bin ein Christ." 8. Der Richter warnt und fleht zum letzten Mal, die Henker weinen, die entmenschten Männer. „Was weinet ihr um meine kurze Qual?" so tröstet sie der fröhliche Bekenner, „o laßt mich heim, nur Pein ist jede Frist; ich bin ein Christ." 9. Zur Schlachtbank führt man denn das junge Lamm; laut klagt das Volk, nur er bleibt unerschrocken. Gen Himmel blickt er still am Marterstamm, die Flamme sengt ihm schon Gewand und Locken, da tönt's noch aus dem Feuer, das ihn frißt: „Ich bin ein Christ!" 10. Es ist vollbracht, der junge Heldengeist hat sich zum Chor der Sieger aufgeschwungen, wo ihm den Kranz ein Bruderengel weist, wo ihn die Mutter selig hält umschlungen, und wo sein ewig Lob- und Danklied ist: „Ich bin ein Christ!"

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 168

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
168 234. An die Confirmanden. 1. Seid eingedenk! o theure Kinderschaar, vergeht die Stunde nicht, wo ihr gekniet am festlichen Altar im heil'gen Morgenlicht, wo fromm geneigt mit glüh'nden Wangen den Segen ihr aufs Haupt empfangen; seid eingedenk! 2. Seid eingedenk! ein gut Bekenntniß klang aus eurem Kindermund; Gott hat's gehört; o stehet lebenslang auf diesem Felsengrund! Was ihr in göttlich schönen Stunden so laut bezeugt, so tief empfunden — seid eingedenk! 3. Seid eingedenk, wie euch der gute Hirt so treu bei Namen ries, daß keins hinfort, aus seiner Hut verirrt, zur Wüste sich verlief. Er hat die Schäflein all' gezählet, o daß dereinst nicht eines fehlet! seid eingedenk! Seid eingedenk! — nicht weit mehr gehn wir mit, die euch hierher gebracht; bald schläft das Aug', das euren Kindertritt so liebreich hat bewacht. Denkt an des treuen Vaters Lehren, denkt au der frommen Mutter Zähren, seid eingedenk! 5. Seid eingedenk, wenn die Versuchung naht und Welt und Sünde lockt, wenn ungewiß auf blumenreichem Pfad der Fuß des Pilgers stockt. Dann denkt, was ihr so fest gelobet, dann sorgt, daß ihr die Treu' erprobet; seid eingedenk! 6. Seid eingedenk! — o großes Hirtenherz, du hast sie dir erkauft; du blutetest um sie im Todesschmerz, auf dich sind sie getauft. Wir lassen sie in deinen Händen, du wollst das gute Werk vollenden: sei eingedenk! iffl-ßth i iniiîri“*'

9. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 170

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
170 2. Frrsch auf drum, frisch auf im Hellen Sonnenstrahl, wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Thal! Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all', mein Herz ist wie 'ne Lerche und stimmet ein. mit Schall. 3. Und Abends im Städtlein, da kehr' ich durstig ein: „Herr Wirth, Herr Wirth, eine Kanne blanken Wein! Ergreife die Fiedel, du lust'ger Spielmann du, und manches schöne Liedel, das sing' ich dazu." 4. Und find' ich keine Herberg', so lieg' ich zu Nacht wohl unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht. Im Winde die Linde, die rauscht mich ein gemach; es küsset in der Frühe das Morgenroth mich wach. 5. O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust! Da wehet Gottes Odem so ftisch in die Brust, da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt: Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt! 5. Hinaus. 1. Kommt, laßt uns gehn spazieren durch den viel grünen Wald. Die Vöglein musiciren, daß Berg und Thal erschallt. 2. Wohl dem, der frei kann singen, wie du, du Volk der Luft, und seine Stimme schwingen zu dem, auf den er hofft. 3. O wohl dem, der frei lebet, wie du, du leichte Schaar, in Trost und Frieden schwebet und außer aller Fahr! 6. Morgenwanderung. 1. Wer recht in Freuden wandern will, der geh' der Sonn' entgegen; da ist der Wald so kirchenstill, kein Lüftchen mag sich regen; noch sind nicht die Lerchen wach, nur im hohen Gras der Bach singt leise den Morgensegen. 2. Die ganze Welt ist wie ein Buch, darin uns aufgeschrieben in bunten Zeilen manch ein Spruch, wie Gott uns treu geblieben; Wald und Blumen, nah und fern, und der helle Morgenstern sind Zeugen von seinem Lieben. 3. Da zieht die Andacht wie ein Hauch durch alle Sinnen leise, da pocht ans Herz die Liebe auch in ihrer stillen Weise, pocht und pocht, bis sich's erschließt, und die Lippe überfließt von lautem, jubelndem Preise. 4. Und plötzlich läßt die Nachtigal im Busch ihr Lied erklingen, in Berg und Thal erwacht der Schall und will sich aufwärts schwingen, und der Morgenröthe Schein stimmt in lichter Glut mit ein: „Laßt uns dem Herrn lobsiugen!" 7. Waldlicd. 1. Ein sanfter Morgenwind durchzieht des Forstes grüne Hallen, hell wirbelt der Vögel muntres Lied, die jungen Birken wallen. 2. Das Eichhorn schwingt sich von Baum zu Baum, das Reh durchschlüpft die Büsche, viel hundert Käfer im schattigen Raum erfreun sich der Morgenfrische. 3. Und wie ich so schreit' im lustigen Wald und alle Bäum' erklingen, und um mich her alles singt und schallt, wie sollt' ich allein nicht singen? 4. Ich singe mit starkem, freudigem Laut den, der die Wälder säet, der droben die luftige Kuppel gebaut und Wärm' und Kühlung wehet. 8. Der Wachtelfchllig. 1. Hört, wie die Wachtel im Grünen schön schlagt: „ Lobet Gott! lobet Gott! mir kommt kein Schauder," sie sagt; fliehet von einem ins andre grün Feld und uns den Wachsthum der Früchte ver- meldt, rufet zu allen mit Lust und mit Freud': „ Danke Gott! danke Gott! der du mir geben die Zeit."

10. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 172

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
172 2. Knabe sprach: „Ich breche dich, Röslein auf der Heiden!" Röslein sprach: „Ich steche dich, daß du ewig denkst an mich, und ich will's nicht leiden." Röslein, Röslein, Röslein roth, Röslein auf der Heiden. 3. Und der wilde Knabe brach 's Röslein auf der Heiden; Röslein wehrte sich und stach, half ihr doch kein Weh und Ach, mußt' es eben leiden. Röslein, Röslein, Röslein roth, Röslein auf der Heiden. 12. Abendlied. 1. Willkommen, o seliger Abend, dem Herzen, das froh dich genießt! Du bist so erquickend, so labend: drum sei mir recht herzlich gegrüßt! 2. In deiner erfreulichen Kühle vergißt man die Leiden der Zeit, vergißt man des Mittages Schwüle und ist nur zum Danken bereit. 3. Willkommen, o Abend voll Milde, du schenkst dem Ermüdeten Ruh', versetz'st uns in Edens Gefilde und lächelst uns Seligkeit zu. 13. Noch ein Abendlied. 1. Der Mmid ist aufgegangen, die goldnen Sternlein Prangen am Himmel hell und klar; der Wald steht schwarz und schweiget, und aus den Wiesen steiget der weiße Nebel wunderbar. 2. Wie ist die Welt so stille, und in der Dämmrung Hülle so traulich und so hold, als eine stille Kammer, wo ihr des Tages Jammer verschlafen und vergessen sollt. 3. Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen, und ist doch rund und schön: so sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsre Augen sie nicht sehn. 4. Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel, wir spinnen Luftgespinnste und suchen viele Künste und kommen weiter von dem Ziel. 5. Gott, laß uns dein Heil schauen, auf nichts Vergänglich'« bauen, nicht Eitelkeit uns freun! Laß uns einfältig werden und vor dir hier auf Erden wie Kinder fromm und fröhlich sein. 6. Wollst endlich sonder Grämen aus dieser Welt uns nehmen durch einen sanften Tod: und wenn du uns genommen, laß uns in Himmel kommen, du unser Herr und unser Gott! 7. So legt euch denn, ihr Brüder, in Gottes Namen nieder, kalt ist der Abendhauch. Verschon' uns, Gott mit Strafen und laß uns ruhig schlafen! und unsern kranken Nachbar auch! 14. Wanderers Nachtlied. Ueber allen Gipfeln ist Ruh', in allen Wipfeln spürest du kaum einen Hauch; die Vögelein schweigen im Walde. Warte nur, balde ruhest du auch! 15. Gruß. Soviel Stern' am Himmel stehen, an dem blauen Himmelszelt, soviel Schäflein als da gehen auf dem grünen grünen Feld, soviel Vlglein als da fliegen, als da hin und wieder fliegen: sovielmal sei du gegrüßt! 16. Der Sänger. 1. „Was hör' ich draußen vor dem Thor, was auf der Brücke schallen? Laß den Gesang vor unserm Ohr im Saale widerhallen!" Der König sprach's. der Page lief; der Knabe kam, der König rief: „Laßt mir herein den Alten!" 2. „Gegrüßet seid mir, edle Herrn, gegrüßt ihr, schöne Danien! Welch' reicher Himmel! Stern bei Stern! Wer kennet ihre Namen?
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